Nackt
befreit
vom Glimmerglanzkostüm
vom glühendroten Massenrausch
von Chrismasdudel ohne Ende
still
verstummt
die sehnsuchtsvollen Lieder
die Chöre, der Trompetenklang
der stillen Nacht holder Gesang
vermisst
entblößt
die Körper in sterilen Betten
nach Atem ringend voller Angst
umgeben von maskierten Geistern
hilflos
nackt
ein kleines Kind in einer Krippe
ein Königskind doch ungekrönt
verstrahlt mit göttlich warmem Licht
LIEBE
Marie-Ja Rosa Heckmann 2020
Paradox
wir meiden straßen und plätze
und treffen uns täglich im netz
wir schließen theater und kirchen
und singen aus offenen fenstern
wir suchen die nähe der menschen
und halten zwei meter abstand
wir zeigen unser wahres gesicht
und verbergen es hinter masken
ein virus lehrt uns zu spüren
wir sind alle gleich
wir wollen uns nicht infizieren
und stecken uns an mit hoffnung
wir gehen den kreuzweg alleine
und alles erblüht
ER zeigt uns den weg durch den tod
ins leben
und wird mensch
Marie-Ja Rosa Heckmann 2020
ZEITräume
Beschreibung einer roten Wand
„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten“,
ja, heiter weiter durch die Zeiten gleiten
und für die Träume Räume vorbereiten,
dass wir bei Zeiten unsre Sinne weiten
und reiten, ja auf Wolkenrücken reiten,
in kühnen Höhen fremdes Land beschreiten
und neu beschriften unsre Lebensseiten.
Wir sollen jauchzend alte Räume lassen
und mutig in die Zeitensaiten fassen,
um ihren neuen Klang zu hören
und allzu schräge Töne zu zerstören,
die stumpf und matt in fest gefahr‘nen Spuren
schon viel zu lange ihrer Wege fuhren.
Wir sollen uns aus schweren Träumen lösen
und nicht zu lang in weichen Decken dösen,
nein heiter uns mit sanften Stößen
aus starrer Formen Macht erlösen.
Wir sollen unsre Träume leben
und voller Phantasie erbeben,
wenn wir - erstanden aus den Kissen -
noch nicht um unsre Zukunft wissen,
die wir jetzt wagemutig planen
und doch nur als ein Bild erahnen.
Wir sollen schreiten und den Weg verfehlen
und unsre Schwächen nicht verhehlen
und wenn wir irren, einfach drüber lachen
und nicht nochmal den gleichen Fehler machen.
Wir gehen und wir bleiben unvollkommen
und auf dem Weg ist Jeder uns willkommen,
der unsre Träume wach erspürt
und uns zu neuen Räumen führt.
So schreiten wir durch Raum und Zeit
und lesen, was wir wollen sollen.
Wollen wir sollen?
Sollen wir wollen?
Marie-Ja Rosa Heckmann 6.2.2016 für Ausstellung ZEITräume in Hammelburg
Wunsch der Herzhaut
inspiriert von Hilde Domin "Bitte"
Der Wunsch der Herzhaut
nach Licht
ist leise
Verletzlich umschließt sie
pochende
Kraft
Verdichtende Narben
bewahren
das Dunkel
Ein Muster - in Jahren
vom Leben
gewebt
Dünnhäutig werdend
bleibt Sehnsucht
ihr Halt
Der Wunsch der Herzhaut
nach Licht
ist leise
Marie-Ja Rosa, 8.3.13
NEUES
reißt
mich aus
dem schlaf
hält
mein herz
auf trapp
zieht
neue seiten
in mir auf
bringt
unbekannte töne
zum klingen
weckt
angst und hoffnung
zugleich
zerstört
festgefahrene
wege
sprengt
steinerne
grenztürme
leuchtet
nachts
am horizont
lockt
mich an
andere ufer
reicht
mir die hand
zum ersten schritt
Marie-Ja Rosa, 9.9.14
Die Rechte für Bilder und Texte auf dieser Seite liegen bei der Autorin.
Weiterverwendung und Veröffentlichung nur mit Genehmigung von M. Heckmann.
Kontakt:
Marie-Ja Rosa Heckmann
Friedrich-Müller-Str. 5
97762 Hammelburg
Tel/Fax: 09732/2274
www.poesiemarie-ja.de
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com